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Neuropsychologische Forschung

Die Forschung in den kognitiven Wissenschaften sowie den Neurowissenschaften, weist auf zahlreiche Bedingungen hin, die erfüllt sein müssen, damit ein Lernprozess stattfinden kann. Das Lernen wird dabei als ein Prozess der Informationsverarbeitung betrachtet, bei dem Lernende Informationen in Wissen umwandeln (Tardif, 1997). Diese auf den ersten Blick belanglose Feststellung hat grosse Auswirkungen. Einer der entscheidenden Punkte ist die aktive Rolle, die der Lernende einnehmen muss, um Wissen aufzubauen und integrieren zu können. Autorinnen und Autoren sind sich mehrheitlich einig über folgende Bedingungen, die das Lernen begünstigen (D. Bransford et al., 2000; Hardiman, 2012; Tardif, 1997; Yilmaz, 2011):

  • den Lernenden eine aktive Rolle zuweisen, indem diese den Lernprozess selbst steuern können, und sie beim Aufbau von Bedeutung und Verknüpfungen unterstützen;
  • die Zusammenhänge darstellen, indem das Vorwissen berücksichtigt wird. Damit wird das neue Wissen durch bereits erworbenes Wissen erweitert; die Transferleistung und Verallgemeinerung aktivieren. Das Herstellen von Verknüpfungen und die Entwicklung eines metakognitiven Ansatzes sind für das Lernen unerlässlich;
  • die Stärken des Langzeitgedächtnisses nutzen: die passende Art des Einprägens wählen. Anstelle von Mnemotechniken oder sinnlosem Auswendiglernen, Wissen in Verbindung mit bereits Bestehendem oder durch Sinngebung erarbeiten;
  • auf die Grenzen des Arbeitsgedächtnisses achten, indem Aufforderungen und Anweisungen angepasst und Informationen gruppiert werden, damit sie sich leichter einprägen; die Schwerpunkte des Lernprozesses hervorheben, um den Lernenden zu helfen, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren;
  • einen organisierten und strukturierten Unterricht anbieten, der auf ein spezifisches und erkennbares Ziel ausgerichtet ist;
  • die Sinnesmodalitäten variieren, eine Sinnesredundanz ist nicht notwendig. Allerdings ist es unerlässlich, mehrere Sinnesmodalitäten in derselben Lektion sinnvoll und angemessen einzusetzen. Es gibt keinen Sinneskanal, der für die Lernenden individuell bevorzugt wird oder bevorzugt werden sollte. Es ist die Art der Information, die den oder die zu bevorzugenden Sinneskanäle definieren muss. Die kombinierte Nutzung von visuellen, auditiven und kinästhetischen Sinneskanälen ist daher für alle Lernenden unerlässlich;
  • auf die Art der Emotionen achten. Diese haben einen wichtigen Einfluss auf das Engagement, die Beteiligung und das Durchhaltevermögen der Lernenden bei einer Aufgabe. Besondere Achtung muss den Feedback- und der Bewertungs-/Beurteilungsmodalitäten geschenkt werden;
  • Problemlösungsstrategien, Trial-and-Error und exekutive Funktionen (Planung, Inhibition, Flexibilität und Gedächtnis) entwickeln.

Diversität der Lernenden

Die neuropsychologische Forschung hat gezeigt, dass Lernende grundsätzlich unterschiedlich sind und dass ein und derselbe didaktische Ansatz nicht für alle Lernenden funktionieren kann, unabhängig davon, ob ein Unterstützungsbedarf aufgrund einer Beeinträchtigung besteht oder es sich um Kinder aus benachteiligten Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund handelt (Moore, 2007). Auch wenn die oben aufgeführten lernfördernden Bedingungen für alle gelten, bleibt die individuelle Variabilität bestehen. Die Grenzen des Arbeitsgedächtnisses, die Art und Weise, wie Wissenszusammenhänge dargestellt werden, oder auch das individuelle Vorwissen, sind nicht bei allen gleich.

Der Diversität mit Flexibilität begegnen

Das UDL reagiert auf diese Diversität, indem es eine flexible Lernumgebung anbietet. Eine solche Umgebung ermöglicht es jedem Lernenden in seiner aktiven Rolle, von einer Modalität zu profitieren, die ihm entspricht. Zahlreiche Theorien zu den unterschiedlichen Denkstilen, stellen diese Feststellung der Vielfalt ebenfalls auf. Die pädagogische Antwort und die Gültigkeit dieser Theorien müssen jedoch vorsichtig bewertet werden. Die Theorie der auditiv-visuell-kinästhetischen Stile ist ein Beispiel, das die Forschung eindeutig als falsch erkannt hat, aber das dennoch in den allgemeinen Überzeugungen verankert ist (Masson, 2015; Rousseau & Brabant-Beaulieu, 2020). Darüber hinaus bietet diese Theorie einen ausschliesslich auf das Individuum fokussierten Ansatz, während viele der neueren Strömungen im Bereich der kognitiven Stile eher dazu tendieren, sich der Feststellung des UDL anzuschliessen, dass die Umwelt verändert werden muss (siehe Coffield et al. (2004) für einen umfassenden Überblick zu diesem Thema).

Eine solche Lernumgebung anzubieten, ist eine Herausforderung. Die Technologie kann die Schaffung einer solchen Umgebung durch den Aufbau und die Verwendung von zugänglichen, anpassungsfähigen und flexiblen Lehr- und Lernressourcen potenziell unterstützen (Moore, 2007; Rose & Strangman, 2007). Dies ändert jedoch nichts an der wichtigen Rolle, die die Lehrperson bei der Gestaltung ihrer Lektionen und ihrem Lernansatz spielen muss.

Um diese Mittel effektiv einzusetzen, müssen sowohl die Lehrpersonen als auch die Lernenden ihre Kompetenzen im digitalen Bereich ausbauen. UDL ist daher auch eine konsequente Ressource, um die Arbeit an digitalen Kompetenzen im Kontext zu ermöglichen (lernen, Dokumente zu verändern und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, lernen, verschiedene Inhalte zu produzieren, zu bearbeiten und weiterzugeben, usw.).