Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Leser:innen
Das Jahr 2024 war ein Jahr mit wichtigen Jubiläen:
- 30 Jahre Salamanca-Erklärung mit dem Wandel der Sonderschulen zu Ressourcen-Zentren für die Regelschule;
- 25 Jahre neue Bundesverfassung mit der Rechtsgleichheit und dem Diskriminierungsverbot aufgrund von körperlichen, kognitiven oder psychischen Beeinträchtigungen;
- 20 Jahre Behindertengleichstellungsgesetz (BeHiG) mit dem Prinzip der Integration vor Separation und
- 10 Jahre Ratifikation der Behindertenrechtskonvention (BRK) durch die Schweiz mit dem Recht auf inklusive Bildung für alle Lernenden.
Im Rahmen der Festlichkeiten zur Ratifikation der Behindertenrechtskonvention fanden im Mai 2024 während eines Monats in allen Kantonen mehr als 1000 Veranstaltungen statt zum Thema «Zukunft Inklusion». Inklusive Bildung sowie gesellschaftliche Partizipation waren zentrale Aspekte. Spannend war das Huhn-Ei-Dilemma an einer Veranstaltung zur schulischen Integration in Schaffhausen: Was brauchen wir zuerst? Eine inklusive Gesellschaft oder eine inklusive Bildung oder beides gleichzeitig? Inklusion ist ein Projekt, an dem wir alle zusammenarbeiten können und müssen.
Die Behauptung einiger Parteien, dass die inklusive Schule gescheitert sei und dass sie deswegen abgeschafft werden sollte, ist falsch. Bei den Kantonen stiess diese Aussage auf Bundesebene auf wenig Gegenliebe, da die obligatorische Schule seit der Bundesverfassung 1874 im Kompetenzbereich der Kantone liegt. Die Forschung beweist zudem seit Jahren das Gegenteil, wie es unser Faktenblatt zusammenfasst: Integrative Schulen sind die beste Variante aus Sicht der Durchlässigkeit und der Bildungsgerechtigkeit für alle Schüler:innen.
Unser Kongress zum Thema «Die BRK in der Schweiz: Bilanz und Perspektiven» im Herbst 2024 hat wieder viele Interessierte an die Universität Fribourg gelockt. Wie unsere Nachbarländer, zum Beispiel Deutschland oder Österreich, kennt die Schweiz eine lange Tradition der Heilpädagogik und separativer Einrichtungen in allen Altersbereichen. Es gilt nun, diese alten Denkmuster und das historisch gewachsene Zwei-Säulen-System zu durchbrechen, um neue Wege der Zusammenarbeit und der Teilhabe zu gehen. Zentraler Punkt am Kongress war, die Durchlässigkeit der Systeme zu ermöglichen und die Zusammenarbeit aller Stakeholder zu fördern. So kann die Teilhabe und die Partizipation aller am gesellschaftlichen Leben gestärkt werden.
Im Frühling hat der Stiftungsrat die neue Strategie 2025–2027 verabschiedet. Das SZH soll erstens als Kompetenzzentrum für integrative und inklusive Bildung sowie gesellschaftliche Teilhabe für alle gestärkt werden. Das zweite Ziel ist, die langjährige Expertise des SZH bekannter zu machen. Wir entwickeln uns in die Richtung weiter, dass unsere Zielgruppen personen- und praxisbezogene Angebote und Produkte erhalten, die einen bedeutsamen Einfluss haben.
Die Erfolge, die wir im Jahr 2024 erzielt haben, verdanken wir dem kompetenten Einsatz unseres Teams und der wertvollen Unterstützung unserer Partner:innen aus Bund und Kantonen, Politik und Behörden sowie Forschung und Praxis. Vielen Dank für die ausgezeichnete Zusammenarbeit im vergangenen Jahr.
Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Lesen.
Monika Maire-Hefti (Präsidentin Stiftungsrat SZH)
Romain Lanners (Direktor SZH)